Protokoll vom Workshop mit Christopher Seed

  Workshop mit

Christopher Seed

Pianist, England

 

Vertiefung der Arbeit mit Christoper Seed und seinem Spiel auf dem Linkshänderklavier

Bad Soden-Salmünster am 19.9.09Übersetzung aus dem Englischen von

Eva Hartmann

 

Fragestellungen

1. Was ist beim Linkshänderklavier anders?
2. Wie unterrichtet Christopher Seed das Spiel mit dem Linkshänder-Piano?
3. Mit welchen Methoden, Tipps und Tricks werden auf dem Rechtshänder-Piano erlernte Musikstücke für das Linkshänder-Piano umgelernt?
4. Quiz

 

Besprechungsergebnis: 
1. Dadurch, dass beim Linkshänderklavier die tiefen Töne rechts und die hohen Töne links sind, ist auch der Aufbau des Pianos „gespiegelt“. Das gleiche gilt natürlich auch für die Tastatur. Dabei fällt auf, dass die einzigen Töne deren Tasten bei beiden Bauweisen identisch sind, das „d“ und das „gis“ (oder „as“) sind. Alle anderen Töne sind optisch anders angeordnet. Die Pedale sind ebenfalls umgebaut: Das sostenuto-Pedal ist beim Linkshänderklavier auf der linken Seite angebracht.
2. Normalerweise werden die Melodien vorwiegend mit der rechten und die Akkorde vorwiegend mit der linken Hand gespielt. Diese laterale Gravur muss also umgestellt werden. Christopher Seed beginnt sein Umstellungsprogramm normalerweise, indem er das Spielen der Tonleiter(n) links mit dem rechtshändigen Spielen der Akkorde 1, 4 und 5 verbindet. Darauf wird dann das weitere Lernprogramm aufgebaut. Noten und Fingernummerierung (Daumen = 1, kleiner Finger = 5) werden gleich geschrieben. Als Beispiel im Workshop diente das englische Kinderlied „baa baa black sheep“.

Christopher Seed teilt, zumindest teilweise, die Auffassung, dass Linkshänder ein bevorzugtes Improvisationstalent zeigen. Er nutzt diese Fähigkeit auch im Unterricht, wo die Improvisation einen überdurchschnittlich großen Raum einnimmt.

3. Gemäß Christopher Seed ist es nicht nötig, ein Stück von Grund auf neu auf dem gespiegelten Linkshänderklavier zu lernen; das bereits im Gehirn registrierte musikalische Wissen kann in der Praxis durch eine Art Informationstransfer auf die jeweils andere Hand übertragen werden.

Zur Erleichterung gibt es einige didaktische Tricks. Der Ansatz einer solchen „Umschulung eines Musikstückes“ wurde anhand eines Beispiels veranschaulicht. Eva Hartmann spielte zunächst ein von ihr eingeübtes Stück wie gewohnt auf dem Rechtshänderklavier.

Danach wurde sie aufgefordert, das gleiche Stück auf dem
Linkshänder-Piano zu spielen. Im ersten Versuch bekundete Eva Hartmann noch einige Mühe, insbesondere bezüglich der Richtung der Melodieläufe.
Christopher Seed empfahl ihr dann, das Stück mit geschlossenen Augen zunächst nur imaginär linkshändig zu spielen. Nach dieser Übung gelang ihr das Stück im
zweiten Versuch schon deutlich besser. Nebst dem Schließen der Augen kann auch das Mitsingen während des Spielens eine Hilfe sein.

Christopher Seed
Eva Hartmann
Foto: Almuth Vasterling
4. Als Abschluss des Workshop veranstaltete Christopher Seed ein kleines amüsantes Quiz, in welchem er ein paar Stücke von Beethoven, Schubert, sowie ein paar Jazzklassiker auf dem Linkshänderklavier so spielte wie auf einer Rechtshänder-Tastatur, wobei die Teilnehmer den Titel des Stückes herausfinden mussten.

Mit diesem humorvollen Spiel wurde dieser ausgesprochen interessante und lehrreiche
Workshop pünktlich abgeschlossen.

Protokoll von Dr. Philip Barth